
Was hält eine Gesellschaft im Innersten zusammen? Diese Frage stellt sich Gerald Hüther in seinem Beitrag zum Kapitel „Das Lernen neu Lernen“. Der bekannte Neurobiologe und emeritierte Professor der Universität Göttingen möchte wissen, welche Regeln und Gesetze, welche Ethik und Moral das gesellschaftliche Zusammenleben bestimmen. Denn wir Menschen benötigen die Gemeinschaft: „Wir sind zutiefst soziale Wesen und brauchen die verlässliche Gemeinschaft mit anderen, um die in uns angelegten Potenziale entfalten zu können.“
Hüther widmet sich deshalb zunächst dem Thema Religion, denn schließlich haben Religionen über Jahrhunderte moralische und oft sogar gesetzliche Maßstäbe gesetzt, die das Zusammenleben in der Gesellschaft bestimmt haben. In der heutigen Zeit werden religiöse Grundsätze hingegen von vielen Menschen in Frage gestellt, und in einem Land wie Deutschland genügt die Religion nur noch sehr bedingt dazu, das gesellschaftliche Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Wir leben in einer „globalisierten, digitalisierten und rund um den Globus vernetzten Welt“, bringt es Hüther auf den Punkt. Er sucht deshalb nach Alternativen zur Religion und kommt so zur Ethik.