Es verbleibt nur der Weg, das globale Industriesystem auf ein ökologisch übertragfähiges Niveau zurückzubauen.
Für Paech bedeutet ein wachsendes Bruttoinlandsprodukt mehr produzierte Waren und zusätzliche Kaufkraft. Selbst Passivhäuser, Elektro-Autos und umweltfreundliche Verpackungen müssen produziert und dafür Ressourcen und Energie verbraucht werden.
Zum materiellen Rebound-Effekt, der das Dilemma beschreibt, dass „grüne“ Technologien niemals zum „ökologischen Nulltarif“ zu haben sind, sondern nur Umweltschäden in anderen Sphären verursachen, tritt der finanzielle Rebound-Effekt hinzu. Dieser bedeutet, dass das erwirtschaftete Einkommen von nicht „grünen“ Produktionen ferngehalten werden muss. In der Praxis dürfte dann ein Arbeitnehmer eines nachhaltigen Unternehmens sein Einkommen nicht für nicht-nachhaltige Produkte verwenden. „Aus der Perspektive des finanziellen Rebound-Effekts haben grüne Technologien nur unter der Voraussetzung eines nicht wachsenden BIP überhaupt eine Chance, die Ökosphäre zu entlasten“, schlussfolgert Paech.
Trotzdem steigen dieser Tage die Umsätze an „grünen“ Produkten und die Verbreitung „nachhaltiger“ Technologien. Für Paech ist das reine „Symbolproduktion“. Die Menschheit führt ein Doppelleben: „Güter werden zu Trägern für Nachhaltigkeitssymbolik.“ Denn wir leben aus Sicht des Nachhaltigkeitsexperten in einer Zeit, in der die Vortäuschung von ethischer und politischer Korrektheit ausreicht. „Die Gesellschaft erschafft sich ein symbolisches Gegengewicht, um die weniger ökologisch verträglichen Praktiken aus dem Wahrnehmungsbereich zu drängen“, erklärt Paech dieses Nachhaltigkeits-Paradoxon.
Das Fazit des Volkswirts fällt dementsprechend nüchtern aus: „Je größer die Auswahl an rituellen Kompensationsformen, desto mehr neue Handlungsfreiheiten lassen sich legitimieren, die vormals aufgrund ihrer negativen Wirkung nie akzeptiert worden wären.“
Inwiefern die „Rückkehr zum einfachen Leben“ nicht nur einen Lösungsansatz für die bisherigen Praktiken ist, die wiederum indirekt nur neue Schäden anrichten, sondern gleichzeitig ein Gewinn an Lebensqualität und Zivilisation darstellen kann, lesen Sie im Kapitel „Wirtschaft für den Menschen“ im Buch „Weiter. Denken. Ordnen. Gestalten“.